— Diese Seite ist für alle zugänglich und dient somit auch als Demo-Seite —
Der Scheitelhau ist dem Gesicht gefährlich.
Mit seiner Umkehr gefährdet er die Brust.
Was von ihm kommt, fängt die Krone auf.
Schneide durch die Krone, so hast du sie bereits kraftvoll gebrochen.
Mach die Schläge mit Druck und zieh sie schnell mit Schnitten zurück
Der Scheitelhau ist ein Hau, der nicht in erster Linie auf den Klingenkontakt abzielt, sondern einen tiefen Angriff des Gegners “überläuft”. Er ähnelt dem geraden Oberhau und bedient die Zeitfenster VOR und INDES.
Ablauf:
In der Regel startet der Scheitelhau in der Hut vom Tag an der Schulter. Durch das Hochreißen des Gehilzes wird der Ort blitzschnell nach vorne geschleudert und trifft den Gegner am Kopf oder anderen Blößen. Die Lange Schneide zeigt nach unten.
Hinweis: Im Akademischen Fechten entspricht er vom Prinzip her der Prim. Im Rapierfechten erkennt man das Prinzip des Ritirato.
Tipp:
Man stelle sich eine Wippe vor. Der Drehpunkt der Waffe ist auf der Stärke der Klinge, so dass nahezu kraftfrei die Klinge bewegt werden kann. Prinzipiell ist der Scheitelhau ein guter Hieb, um den Gegner unter Druck zu setzen oder um ihn zu einer Parade in der Kron zu verleiten. Eine eventuelle Parade muss zudem recht hoch angesetzt werden, da der Scheitelhau ansonsten selbst diese überläuft.
Beinbewegung:
Der Scheitelhau setzt keine spezielle Beinbewegung voraus. Er kann im Stand (in der Nahen Mensur) oder mit Fechtschritten oder verschiedenen Varianten von Wechselschritten ausgeführt werden.
Video:
Übungs-Empfehlung
Übe den Hau einhändig… Begib dich in die Hut vom Tag an der Schulter, führe die Waffe schnell in den Scheitelhau (Höhe beliebig), so dass das Gehilz höher kommt als der Ort und nimm das Schwert sofort wieder runter in die Hut vom Tag an der Schulter. Führe diese Übung mit und ohne Wechselschritt aus.
In den Quellen:
Cod. 44.A.8 (‚Danzig‘), 15. Jahrhundert
“Der Scheitler ist dem Antlitz gefährlich.
Mit seiner Kehr gefährdet er die Brust.
Was von ihm kommt, die Kron das nimmt.
Glosse: Merke, der Scheitler bricht die Hut Alber und ist dazu dem Antlitz und der Brust mit seiner (Um)kehr gar gefährlich. Führe ihn folgendermaßen aus:
Wenn Du im Zufechten zu ihm kommst und er sich dir gegenüber in die Hut Alber legt, so setze den linken Fuß vor und halte dein Schwert an deiner rechten Achsel in der Hut. Spring zu ihm und hau mit der Langen Schneide stark von oben nieder ihm zum Kopf.”
Quellen-Auswertung:
- Bruch gegen die Hut Alber
- Trifft Gesicht oder Brust
- mit „Umkehr“
- Aus dem Zufechten
- Gegner in der Hut Alber
- Zunächst linker Fuß vorn
- Eingangshut: Rechte Hut (vom Tag) an der Schulter
- Sprung zum Gegner
- Hieb mit Langer Schneide
- von Oben zum Kopf
Sigmund Ringeck, Mscr.Dresd. C487, 15.(evtl. 16.) Jahrhundert
“Der schaytler ist dem Antlitz und der Brust gefährlich.
Diesen führe aus wie folgt:
Wenn er gegen dir steht in der Hut Alber, so hau mit der Langen Schneide von der ‚lange schayttlen‘ oben nieder; und bleib mit dem Haw hoch mit den armen und hänge ihm mit dem Ort ein zu dem Gesicht.“
Quellen-Auswertung:
- Trifft Gesicht oder Brust
- Gegner in der Hut Alber
- Hieb mit Langer Schneide
- von „lange schayttlen“, oben nieder
- Mit den Armen hoch bleiben
- Ort hängt zum Gesicht
Paulus Hector Mair, 16. Jahrhundert
„Item sta mit dem linggen schenkel hinfür, und heb dein schwert mit aufgereckten armen über dein haubt auf, spring mit dem rechten fuoss zuo im hinan, und hawe im mit der langen schneiden kond zuo sainer schaittel, und senck im den ort undersich zuo seinem gesicht, oder der prust. Wann er dir dann schaitelt, so versetz im mit der kron also das ort, das die gehiltz an deinem schwerten baide übersich steen, fert er dann auf, und stost dir den ort übersich, so wend dein schwert under siner kron durch mit der schnaiden in seine arme und schneid inn damit über seine bed arm.“
Quellen-Auswertung:
- Linker Fuß zunächst vorn
- Schwert wird mit „aufgereckten“ Armen über den Kopf gehoben
- Sprung mit dem rechten Fuß zum Gegner
- Hieb mit Langer Schneide zum Kopf (Scheitel)
- Ort zum Gesicht oder der Brust senken
- Versatz (Perspektivenwechsel):
Mit der Kron, so dass das der eigene Ort und das Gehilz über einem stehen - Bruch des Versatzes (erneuter Perspektivenwechsel):
Schwert unter seiner Kron durch-„wenden“ und mit der Schneide über seine beiden Arme schneiden